1.1.19 Antidesign
Gegenbewegung zur reinen Vernunft
Das Antidesign kam in den 60er Jahren auf und war eine Gegenbewegung zur reinen Vernunft des Funktionalismus und sah den Designer zunehmend nur als Werkzeug der Industrie, der Produkte nach Schema F entwarf. In den 60ern, eine Zeit des Umbruchs und des Bruchs mit alten Ansichten (Flower Power, Protest gegen Vietnamkrieg), sah man auch die Notwendigkeit, den Designer wieder neu zu positionieren.
Einbindung von Emotionen & Affekten
Als Protest gegen den Funktionalismus forderte man eine stärkere Konzentration auf die Einbindung von Emotionen und Affekten in seinen Designs. Auch das Mittel der Übertreibung (des Rationalismus) wurde z.B. von der Gruppe Superstudio versucht zu zeigen, dass zu viel Funktionalismus in die Absurdität führt. Man sah Design als marketingorientiertes Werkzeug der Industrie und so versuchte man, aus seinen Schwächen (in den kleinen Gruppen der Gegenbewegung war keine industrielle Massenproduktion möglich) Stärken zu machen und konzentrierte sich auf Einzelproduktionen (bzw. Kleinserien). Sie sahen im Design die treibende und fördernde Kraft in der Kulturbildung (Fiell, P. & Fiell, C.: Design Handbook, Köln 2006, S. 39) und die Entwicklung der Gesellschaft. Mit dem Unterwerfen des Designs unter eine konsumorientierte Marketingstrategie sahen sie auch die Entfremdung des Benutzers zu den Produkten.
Der Mensch braucht die Alternative
Der Mensch brauchte die Alternativen, die Vielfalt. Die Antidesigner waren auch der Meinung, dass das zweckrationale Design niemals das ikonische (bildhafte) Design verdrängen wird, weil die Bevölkerung verzierte Artefakte bevorzugte und so ging man auch wieder dazu über, Ornamente und Verzierung in die Designs zu integrieren, die damals von Adolf Loos als Verbrechen abgestempelt wurden. Technologischem Fortschritt stand man kritisch gegenüber, dennoch wurde mit neuen Materialien (Kunststoff, Plastik, Polyester und vor allem Polypropylen) experimentiert. Das Antidesign hatte seine Aufs und Abs und in den 80er Jahren verkam es wiederum zum Abgrenzungsmerkmal und damit mehr und mehr zum Kunstobjekt – und entfernte sich damit vom eigentlichen Designhintergrund und der Motivation, Design eben nicht als Statussymbol zu benutzen.
Gruppe Memphis
Im Zuge der Antidesignbewegung wurde auch die Gruppe Memphis von Ettore Sottsass, eine Schlüsselfigur der Antidesignbewegung, im Jahre 1981 gegründet. Memphis-Design ist bunt, kindlich, unbeschwert und absichtsvoll naiv. Es spielt mit Motiven aus verschiedenen Alltagsmedien (Pop, Funk, Film, Comics) – benutzte bewusst Formen und auch Materialien, die noch kurz zuvor als Inbegriff des schlechten Geschmacks standen. Die Gestaltung ist antifunktionalistisch, eben eine Gegenbewegung, und wurde auch auf alles übertragen, was sich irgendwie gestalten lässt.
Fazit Antidesign
Design als Statussymbol
Mit dem Antidesign begann wieder das Heranrücken der Designdisziplin an die Kunst, ob nun gewollt oder nicht, Design wurde wieder zum Statussymbol. Aber der Ansatz, dass der Mensch Alternativen braucht, bzw. als direkter Rückschluss auf diese Aussage, dass nicht alle Menschen gleich sind und so einen anderen Geschmack haben und um diesen Geschmack zu befriedigen auch verschiedene Stile brauchen, ist sicherlich interessant und in unserer heutigen individualisierten Welt von höchster Brisanz. Die Beantwortung dieser Frage würde wahrscheinlich diese Arbeit sprengen und weitet sich auf Felder der Soziologie aber auch der Politik aus.
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