4. Methoden im Design

Wie wir bereits erfahren haben, sind die Methoden der »design methods«-Bewegung aus den 60er Jahren kaum bis in das praktische Design vorgedrungen, »…sie überlebten im Ingenieurwesen und im Projektmanagement, weit entfernt vom kreativen Prozess. In den frühen 70ern herrschte deshalb große Desillusionierung unter den führenden Methodikern. […] Hier kann man ein typisches Verzögerungsphänomen feststellen. Die Disziplin war nicht bereit, sich mit den neuen und noch unausgereiften »rationalistischen« Ansätzen ernsthaft zu befassen…«.

Wie bereits festgestellt, nimmt unsere Gesellschaft fast exponentiell an Komplexität zu. War es früher noch möglich, mit Intuition und dem Blackboxdesign zur Lösung des Problems zu kommen, ist heute zum Beispiel im Interfacedesign eine Vielzahl von Methoden verfügbar, neue Produkte mit dem Benutzer zu evaluieren. Hieran erkennt man die klare Notwendigkeit, zumindest bei äußerst vernetzten und komplexen Problemen, eine gewisse Systematik zu entwickeln, um die Komplexität des Zusammenspiels von verschiedenen Produkten zu beherrschen und zu bewältigen. Dabei stehen die Methoden nicht für sich, die willkürliche Anwendung von ihnen bringt den Designer nicht unbedingt weiter – es geht um den Designprozess, der die Methoden strukturiert und filtert und so in der jeweiligen Situation die Vielzahl der unterschiedlichen Methoden handhabbar macht.

Design muss sich wieder einmischen und darf nicht als Aufhübschungsdisziplin irgendwann vom Computer verdrängt werden – denn gerade diese Aufhübschungen sind eindeutige Probleme, die auch eindeutige Lösungen haben – insofern ist es nur eine Frage der Zeit, bis Computer so intelligent sind und diese Arbeit den Designern abnehmen. Design darf nicht nur auf Veränderung reagieren, sondern sollte als Disziplin in einer komplexen Welt agieren, um sie einerseits besser, humaner zu machen und um sich andererseits nicht selber abzuschaffen.
Dabei geht es gar nicht so sehr um die konkreten Methoden an sich, sondern um das bewusste Designen des Prozesses.

Es geht darum, seine Arbeit zu reflektieren, um einen bewussten Lösungsweg zu wählen, den man begründen kann und der sich dem jeweiligen Kontext anpasst. Um sich Kontexten anzupassen, muss man Informationen sammeln – auch das sollte über Methoden passieren. Es sollten sich zukünftig Gedanken gemacht werden über Methoden, die zu Methoden führen, um das Erschaffen neuer Methoden, die direkt für den jeweiligen Kontext entwickelt wurden zu ermöglichen. Sie sollten durch eine Benennung auch für nachfolgende Projekte konserviert werden – unbewusst haben wir sie eventuell sogar schon angewendet, aber sie müssen formal bezeichnet werden, damit sie erkannt und auch weiterentwickelt und variiert werden können. Die Welt ist zu komplex geworden, um beliebig in ihr zu agieren.

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