1.1.11 Das Bauhaus

Zusammenführung der Künste

Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 in Weimar gegründet. Walter Gropius wurde zum Leiter dieser Institution. Noch im selben Jahr wurde das Bauhaus-Manifest veröffentlicht. Dem Bauhaus ging es um eine Kunstschulreform und die Zusammenführung der Künste. Die inhaltlichen Schwerpunkte des Unterrichts am Bauhaus blieben bis zu seiner Schließung im Jahre 1933 (aufgrund der Nazis) im Groben bestehen, allerdings änderten sich die Akzentuierungen des Stoffes, unter anderem auch durch die Direktorenwechsel und deren unterschiedliche Ansichten und Einflüsse auf das Lehrkonzept des Bauhauses.
Für Gropius war das »Machen« ein wichtiger sozialer, intellektueller und symbolischer Punkt, der auch die Lehre stark prägte.

Handwerk ist wichtig

So mussten die Studierenden mindestens ein Kunsthandwerk erlernen – dafür gab es Werkstätten, die von Handwerksmeistern geführt wurden und die sich selber durch Auftragsarbeiten finanzieren sollten. Johannes Itten (schweizer Maler, Kunsttheoretiker und Kunstpädagoge) wurde von Walter Gropius an das Bauhaus gerufen und leitete den einjährigen Vorkurs, den die Studenten absolvieren mussten, bevor sie am Bauhaus anfangen konnten. Sein Unterricht beruhte auf »Intuition und Methode« – anders ausgedrückt: subjektiver Erlebnisfähigkeit und objektivem Erkennen.

Intuition & Methode

Itten glaubte, wie auch Gropius, dass die Raumkomposition gewissen Naturgesetzen zugrunde liegt, ähnlich einer Musikkomposition. Da Itten dem Mazdaznan angehörte und dies auch in seinen Unterricht einfließen ließ (man rasierte sich die Haare, ernährte sich vegetarisch, führte Akupunktur und heiße Bäder durch), kam es dann zum Ausschluss Ittens aus der Lehrerschaft des Bauhauses. Dies markiert das Ende der expressionistischen Phase des Bauhauses und Josef Albers und László Moholy-Nagy wurden zu Ittens Nachfolger. Aufgrund der sozialistischen Ausrichtung von Ittens Unterricht wurde die konservative Landesregierung ängstlich und forderte das Bauhaus auf, eine Ausstellung zu organisieren, die den Erhalt des Bauhauses rechtfertigen sollte.

Bauhausausstellung 1923

1923 wurden dann nicht nur Bauhaus–Arbeiten präsentiert, sondern auch Designs von De Stijl, die auch Einfluss auf das Bauhaus hatten. An dieser Ausstellung war auch ein Imagewechsel des Bauhauses zu erkennen – so gab man sich bewusst grafisch modern – Einflüsse des Konstruktivismus waren erkennbar und auch die Kritik, vor allem aus den USA, fiel sehr positiv aus.

Umzug nach Dessau

Leider gewannen bei der Wahl des Landtages 1924 die Rechten die Mehrheit und verkündeten das Ende des Bauhauses in Weimar. So war Walter Gropius 1925 gezwungen, das Bauhaus, was bereits als Brutstätte des Kommunismus und der Subversion galt, umzusiedeln. 1926 zog das Bauhaus in das neue Hauptquartier (eigens von Walter Gropius entworfen) nach Dessau. Mittels finanzieller Unterstützung aus den Vereinigten Staaten (Dawes-Plan) waren nun auch die Gelder gesichert.

Dessau als Wendepunkt

Das Dessauer Bauhausgebäude markiert auch einen Wendepunkt in der Entwicklung vom Kunstgewerbe hin zum industriellen Funktionalismus. Gropius war mittlerweile vom Sozialismus desillusioniert und erkannte die Zukunft in Henry Fords industriellem Kapitalismus. Als Folge wurde eine industrielle Grundlage für das Design geschaffen. Die Prinzipien des Funktionalismus wurden als Grundlage für eine bessere Gesellschaft gesehen und sollten die industrielle Produktion erleichtern.

Bauhaus GmbH

Die Gründung einer Bauhaus GmbH und der Versuch einer industriellen Produktion der Bauhausobjekte scheiterten – Walter Gropius wollte sich zu dieser Zeit auch mehr mit Design beschäftigen – und so übernahm der Kommunist Hannes Meyer 1928 bis 1930 die Führung des Bauhauses, welche sich nun »Hochschule für Gestaltung« nannte.

Wissenschaftlichere Ausrichtung unter Meyer

Meyer versuchte Vorlesungen aus den Bereichen Psychologie, Biologie, Wirtschaft, Soziologie und Marxismus in den Lehrplan aufzunehmen und organisierte die Werkstätten anders, um sich so von der kostspieligen künstlerischen Seite der Vorjahre zu befreien. Die Ausrichtung wurde unter Meyers Einfluss wissenschaftlicher und der konstruktivistische Ansatz verschwand fast komplett. Meyer bewirkte auch eine Politisierung der Studenten und so entstand auch eine marxistische Gruppe im Bauhaus.

Daraufhin wurde Meyer von Mies van der Rohe ersetzt, welcher die Schule umgehend schloss, um sie direkt wieder zu eröffnen, was zur Folge hatte, dass sich alle Studenten wieder erneut bewerben mussten und daraufhin fünf Studenten das Studium am Bauhaus verwehrt wurde.

Van der Rohe machte den Vorkurs nun zu einer freiwilligen Angelegenheit und das Studium der Architektur erhielt ein größeren Stellenwert – weiterhin erhielten die Werkstätten nun die Auflage nur noch industriell produzierbare Objekt herzustellen. Das Bauhaus wurde entpolitisiert. Als die Nazis 1931 die Mehrheit im Stadtrat in Dessau gewannen, wurde das Bauhaus von seiner politischen Vergangenheit eingeholt und musste nach Berlin ziehen, hier fungierte es als private Institution.

Endgültige Schließung durch die Nazis

Als die Nazis jedoch 1933 im gesamten Land die Macht ergriffen, kam es am 19. Juli zur endgültigen Schließung des Bauhauses. Dennoch hat das Bauhaus sehr viel Einfluss auf die Praxis des späteren industriellen Designs und legte das philosophische Fundament für die Moderne. In der Geschichte des Bauhauses ist also auch eine Entwicklung zu erkennen. Während Gropius anfangs Kunst, Kunsthandwerk und die industrielle Fertigung zu verbinden versuchte, entfernte es sich später immer mehr vom Kunsthandwerk zugunsten einer industriellen Massenproduktion.

Hierin sah man die Lösung sozialer Probleme und diese industrielle Massenproduktion hatte natürlich auch zur Folge, dass man sich auf einfache Formen beschränkte. Man wollte eine Einheit ästhetischer Form und Funktion, die sich in Serien produzieren lassen konnte.

Einheit ästhetischer Form und Funktion

Wie bereits beschrieben, war das Bauhaus anfangs sehr politisch, was es auch an seine Studenten weitergab. Zum Ende jedoch, wahrscheinlich auch durch die politischen Umstände bedingt, wich diese Politisierung komplett aus dem Lehrplan. An ihre Stelle trat der Architekturunterricht, eingeführt von van de Rohe.

Fazit Bauhaus

Entwicklung vom Kunsthandwerk zur industriellen Massenproduktion

Auffällig in der Entwicklung des Bauhauses ist, wie bereits schon angedeutet, die Entwicklung von der Ausrichtung auf das Kunsthandwerk hin zur industriellen Massenproduktion. Man erkannt, dass durch die industrielle Massenproduktion erschwingliche, aber dennoch ästhetische bzw. sozial verträgliche Produkte entstehen können, die von einer Masse der Bevölkerung erworben werden können. Und gerade in der Masse war eine moralische und soziale Erziehung durch Ästhetik möglich.

Politische Ausrichtung

Auffällig am Bauhaus war die politische Ausrichtung, die durch die jeweiligen Direktoren oder Lehrenden eher subtil vorgenommen wurden und teilweise nicht fest im Lehrplan verankert waren. Betrachtet man die Fazite zu anderen Epochen, erkennt man, dass Design, bzw. sein Ursprung auch sehr stark von den gesellschaftlichen und damit auch politischen Umständen geprägt wird – warum sollte sich dann der Designer nicht auch mit Politik auseinandersetzen und wenn man sich mit einem Thema wie Politik auseinandersetzt, ist man generell auch leichter politisch zu mobilisieren. Aus einer anderen Perspektive betrachtet, möchte und sollte der Designer mit seiner Arbeit auch die Gesellschaft an sich verbessern – und dieses Anliegen kann sich auch mit einem politischen Engagement auf einer anderen Ebene äußern.

Integration von Wissenschaft

Auch die vermehrte Verwissenschaftlichung des Designstudiums am Bauhaus durch Integration verschiedener Wissenschaftsgebiete, wenn auch die Kunst nicht ganz aus dem Lehrplan gestrichen wurde, ist ein Schritt weiter hin zur eigenständigen, seriösen Disziplin – weg von der Kunst, wenn auch zu Bauhauszeiten noch nicht ganz.

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